Meine Erfahrungen als Stammzellenspender
Durch einen Aufruf in einer Tageszeitung, dass Knochenmarkspender gesucht werden, wurde ich 1995 auf die DKMS (Deutsche Knochenmark Spender Datei) aufmerksam und forderte Info-Material an um mich näher zu informieren.
Damals hatte ich noch keinen eigenen PC geschweige denn einen Internetzugang. Diese Technik steckte zu der Zeit noch in den „Kinderschuhen“. Selbst Handys waren damals im Privatgebrauch noch wenig verbreitet.
Das waren die damalige Info-Broschüre, das Info-Heft und das spätere Buch:
Die schriftlichen Informationen haben mich dann endgültig überzeugt und ich habe mich dann bei der DKMS in Tübingen gemeldet, um mich registrieren zu lassen. Hier wurde ich dann am 27.02.1996 mit Spender-Nr. 554.075 registriert und bekam eine persönliche Spender-Card zugesandt.
Damals wie heute war und ist die DKMS die größte Knochenmarkspenderdatei weltweit. Bis zu meiner Registrierung waren seit der Gründung im Jahr 1991 bereits 480 Spender für Patienten vermittelt worden und es wurden durchschnittlich 25 Knochenmarkentnahmen pro Monat durchgeführt.
Am 09.05.1996 kamen dann die ersten Unterlagen für die Gewebetypisierung durch den Hausarzt (Diese Prozedere ist heute viel einfacher). Mein Hausarzt war dann erstaunt, dass ich mich freiwillig „unters Messer“ legen wollte, weil ich doch sonst immer auf Spritzen etc. sehr empfindlich reagierte.
So erfolgte kurz darauf die Blutentnahme mit diversen Röhrchen und diese wurden dann zu einem speziellen Labor geschickt zur Voruntersuchung und zur Probenlagerung. Zusätzlich gab es eine Reihe von Fragebögen zu Vorerkrankungen, Gesundheitszustand etc., die mein Hausarzt und ich ausfüllen mussten. Damals dachte ich noch: „Wer weiß ob da überhaupt mal je irgendwas zusammen passt!“ Und so geriet die Sache erstmal in Vergessenheit.
Im Januar 1998 erhielt ich dann ein Schreiben, dass eine Feintypisierung durch das Labor durchgeführt werden sollte.
Am 23.04.1999 wurde es dann „ernst“. Aufgrund der Blutuntersuchungen wurde festgestellt, dass mehrere Gewebemerkmale mit einem Patienten übereinstimmten. So kam ich also als Spender in die engere Wahl.
Der Abgleich der Gewebemerkmale war inzwischen weiter verfeinert worden und so musste ich am 04.05.1999 wieder zum Hausarzt für eine weitere Blutentnahme von 10 ml. Diese Probe wurden dann wieder zu dem o.a. Typisierungslabor geschickt. Außerdem wurde ich dann noch eingehend per Gesundheitsfragebogen befragt.
Am 14. und 19.05.1999 erfolgten dann wieder Befragungen über den derzeitigen Gesundheitszustand bzw. zur Bereitschaft der Spende und es folgte ein neuer Termin für eine weitere Blutentnahme.
Diese Blutentnahme mit 100 ml (CT-Testung) folgte dann am 25.05.1999 wieder bei meinem Hausarzt. Diese Probe wurde am gleichen Tag mit einem Kurierdienst abgeholt und direkt zum o.a. Labor gebracht.
Am 08.09.1999 kam dann der Bescheid von der DKMS, dass ich der richtige Spender für den betreffenden Patienten wäre.
So wurde von der DKMS ein Spenderuntersuchungstermin zum 28.09.1999 bei Prof. Dr. med. Helmuth Schmidt im Kreiskrankenhaus an der Weser in Hameln vereinbart. Dort wurde ich dann aufs gründlichste untersucht und auf „Herz und Nieren“ getestet. Die Aufnahme zur Knochenmarkentnahme war für den 10.10.1999 vorgesehen. Geplante Knochenmarkentnahme am 11.10.1999.
Am 01.10.1999 kam dann die Mitteilung von der DKMS, dass die Voruntersuchung im Krankenhaus positiv verlaufen sei und der Aufnahmetermin zum 10.10.1999 feststünde.
Also eine Patientenverfügung verfasst und bei Bekannten hinterlegt, für den „Fall der Fälle“. Schließlich geht es um eine OP mit Vollnarkose, wo ein Restrisiko bleibt. Ich war damals Single und wollte allen Eventualitäten begegnen und habe gleich einen Organ-Spenden-Formular mit ausgefüllt.
So brachten mich dann gute Bekannte am 10.10.1999 zur stationären Aufnahme ins Krankenhaus nach Hameln. Am 11.10.1999 erfolgte dann die Knochenmarkentnahme. Entgegen dem ursprünglichen Plan 750 ml zu entnehmen, wurde dann doch fast das Doppelte entnommen.
Die OP verlief reibungslos und dafür gebührt dem Team rund um Prof. Dr. med. H. Schmidt großen Dank. Die „Rundumbetreuung“ im Kreiskrankenhaus Hameln war einfach perfekt. Die Mehrentnahme des Knochenmarks hatte mich aber doch ordentlich mitgenommen und so konnte ich erst nach mehreren Tagen nach Hause entlassen werden. In der Regel werden Spender schon am nächsten Tag nach der OP entlassen.
Nach dem Aufwachen wunderte ich mich über einen großen Blumenstrauß im Zimmer. Er war von der DKMS mitsamt Dankesschreiben und brachte Farbe ins sonst nüchterne Krankenzimmer.
Eine weitere Überraschung gab es dann ein paar Tage später Zuhause. Ein großes Paket von DKMS. „Nanu, was kann das sein?“ - Beim Auspacken kam dann ein großer Präsentkorb von „Kefer“ zum Vorschein mit allerlei Leckereien bestückt. „Toll!“ Vielen Dank im Nachhinein noch an das Team der DKMS für diese tolle Idee.
Bei einer Rückfrage, nach dem Gesundheitszustand von „meinem Patienten“, erfuhr ich dann, dass es sich um einen 42-jährigen männlichen Patienten in Dänemark handelte. Die Knochenmarkspende war von Hameln per Eilkurier zum Flughafen Hannover-Langenhagen gebracht worden. Von dort dann zum Flughafen nach Kopenhagen und von dort wieder per Eilkurier zum Krankenhaus des Patienten ca. 150 km von Kopenhagen entfernt.
Ich habe später immer wieder mal nachgefragt, wie es denn „meinem Patienten“ geht und erhielt bis 2007 die Auskunft, dass alles ok wäre. Nur im Jahr 2000 gab es wohl eine Abwehrreaktion seines Körpers, die aber medikamentös eingestellt werden konnte. Nach 2007 ist zwischen dem Empfänger und der Klinik der Kontakt abgebrochen. Er ist dann nicht mehr zur jährlichen Kontrolluntersuchung erschienen. Ich hoffe, es geht ihm immer noch gut.
Im Jahr 2000 wurde ein Buch von der DKMS veröffentlicht, indem sich 900 Stammzellspender und –Empfänger zu Wort melden. Hier habe ich auch einen Beitrag geschrieben. Leider ist es bei dieser einen Auflage geblieben.
Hier der Link zur Deutschen Knochenmark-Spenderdatei: