Die Moswinkel´s

 

 

Meine Reise nach Laos 2017
                

Quellen: Eigene Fotos und Text!


Während meines Studiums in Kasan/Russland war ich mit vielen Mitstudenten aus Laos befreundet, lernte ein bisschen ihre Sprache, erfuhr etwas über ihre Traditionen und hörte mit Interesse die Erzählungen über ihr Land. Im Juli 1987 nahmen wir Abschied voneinander, führten zunächst noch einen regen Briefwechsel und fanden Jahre später über Facebook wieder zueinander. All die Jahre hatte ich den großen Traum einmal selbst Laos zu besuchen und die Studienfreunde wieder zu sehen. Doch dem stand meine große Flugangst im Weg. 2015 sah ich freudig und wehmütig zugleich die Fotos meines Sohnes, der zum ersten Mal Laos besuchte und dabei auch von meinen Studienfreunden herzlich empfangen wurde. Nach seiner 2. Reise kämpfte ich wochenlang innerlich mit mir - mein Traum gegen meine Flugangst. Doch der Wunsch Laos zu besuchen, war letztendlich stärker und so verkündete ich im Sommer 2016, dass ich meinen Sohn bei seiner nächsten Reise begleiten werde. Nach und nach arbeitete ich dann meine To-Do-Liste ab: Pass, Rucksäcke, Backpacker-Utensilien, Impfungen. Schließlich wurde der Flug gebucht, was bei mir noch einmal Bauchschmerzen auslöste. Und dann war es endlich soweit - am 31.10.2017 mittags starteten mein Sohn und ich mit Thai Airways die Reise nach Vientiane über Bangkok. Erstaunlicherweise überstand ich den Flug mit der A380 gut und ohne Beruhigungspillen. Es sollte eine ganz besondere Reise werden - Wiedersehen mit Freunden nach 30 Jahren, 3 Wochen Zeit gemeinsam mit meinem Sohn und Leben aus dem Rucksack sowie natürlich die vielen überwältigenden Eindrücke, welche eine solche Fernreise sowieso bietet. Von vornherein hatten wir uns nur 3 Städte ausgesucht, die wir besuchen wollten und waren uns einig, dass wir nicht nur von einer Sehenswürdigkeit zur anderen hetzen, sondern uns auch einfach erholen wollten. Dies war auch der Tatsache geschuldet, dass ich immer noch nicht wieder so belastbar bin wie vor meiner Krankheit.

Laos gehört immer noch zu den ärmsten Ländern der Welt und ist aufgrund der Binnenlage noch nicht so touristisch vermarktet wie seine Nachbarn. Trotzdem ist vor allem die Hauptstadt Vientiane moderner, als man es sich vorstellt. Überall wird gebaut - chinesische Banken und Einkaufszentren, neue Hotels, Wohn- und Geschäftshäuser, wobei leider auch vieles alte, typisch laotische auf der Strecke bleibt. Die Straßen sind belebt, zur Rush Hour auch verstopft mit Pickups und Motorrollern und es ist ein wahres Abenteuer die Straße zu überqueren. Die Menschen laufen auch dort mit ständigem Blick auf ihr Handy herum, in jedem Hotel, Restaurant oder Café gibt es freies W-LAN. In den Geschäften gleicht das Angebot dem in Europa. Fasziniert war ich auch von der örtlichen Stromversorgung - einem wilden Kabelsalat, der sich durch die Straßen zieht. Leider sieht man auch viel Müll an den Straßenrändern, man lässt einfach liegen, was man nicht mehr braucht. Aber gleichzeitig sieht man überall gepflegte, farbenfrohe Tempel, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Zwischen all dem Verkehr laufen gemächlich überwiegend sehr junge Mönche in ihren orangen Gewändern. An jeder Ecke stehen Tuk Tuk's, deren Fahrer gelassen stundenlang auf Fahrgäste warten. Je weiter man ins Umland kommt, desto gemächlicher fließt das Leben. Die Laoten selbst interpretieren scherzhaft die Abkürzung ihres Landes - LPDR - mit Lao People don't rush. Und diese entspannte, entschleunigte Lebensweise machten wir uns für die kommenden drei Wochen sehr schnell zu eigen. Ein beliebter Spruch der Laoten in allen Lebenssituationen heißt "Bo pen njang" - wörtlich übersetzt "es macht nichts". Ärgere dich nicht über Dinge, die du nicht (mehr) ändern kannst. Egal was passiert, das Leben geht weiter und man macht sich keinen Stress. Und das lernten wir sehr schnell, auch mit Hilfe unserer laotischen Freunde.

Nach dem Stress des Fluges und der Landung am 01.11.17 in Vientiane gab es also ein freudiges Wiedersehen auf dem Flughafen Wattay und nach einem kleinen Mittagessen wurden wir in das Central Boutique Hotel gebracht, wo wir uns erstmal etwas ausruhten. Am Abend lud man uns in das kleine französische Restaurant La Terrasse ein. In Laos ist der Einfluss der französischen Kolonialzeit im kulinarischen Bereich auch heute noch zu spüren. Die Baguettes und Kuchen sind einfach lecker.

02.11.2017

An diesem Tag sollte ich einen ersten näheren Eindruck von Vientiane erhalten. Zunächst stellten wir fest, dass unser Hotel doch etwas zentrumsfern lag. Aber voller Unternehmungslust und ungeachtet der schon hohen Temperaturen marschierten wir los und erreichten das Monument Patuxay. Es erinnert stark an den Triumphbogen in Paris und ist umgeben von einem kleinen Park mit Springbrunnen, mitten in der mehrspurigen, viel befahrenen Lane Xang Avenue. Dieser folgten wir später, vorbei an Schulen, Verwaltungsgebäuden und Banken, Richtung Zentrum. Mein Blutdruck stieg leicht an, als wir an mehreren Banken vergeblich versuchten Geld abzuheben. Aber dann glückte es und ab sofort war die Phongsavanh Bank mit ihren weit verbreiteten ATM unsere "Hausbank". Erstmals in meinem Leben hielt ich eine Million in Scheinen in der Hand, auch wenn es nur laotische Kip waren (10.000 Kip = ca. 1€). Nun konnten wir beruhigt ans Sightseeing gehen. Da war die Ortskenntnis meines Sohnes schon von Vorteil und so führte er uns in die Nähe des Mekongs, wo wir in einer Nebenstraße zunächst in unserem künftigen "Stammcafè" Sinouk eine Erfrischung zu uns nahmen und dann in Tyson's Kitchen unseren Hunger stillten. Man kann in Laos für kleines Geld sehr gut essen. Bestellten wir anfangs noch jeder sein eigenes Essen, gingen wir sehr schnell dazu über, mehrere Kleinigkeiten für uns beide zu bestellen, so dass wir vieles probieren konnten. Meist durften dabei die Lao Sausage, eine Art Bratwurst, und ein Omelett mit Gemüse nicht fehlen. Eine Klasse für sich sind die frischen Fruchtshakes und der Iced Coffee.

So gestärkt liefen wir dann weiter durch Vientianes überschaubares Zentrum zur Setthatirat Road. Entlang dieser belebten Straße liegen mehrere Vats (Tempel). Geht man durch ihre Mauern, lässt man den Straßenlärm hinter sich und ist überwältigt von der Ruhe, den Farben, den goldenen Schnitzereien, Buddhafiguren und den exotischen Blüten in den Gärten. Natürlich ließ ich auch in jedem Tempel meine Schuhe an den Stufen stehen und schaute das Tempelinnere an. Dort gibt es meist eine große Buddhastatue und dazu unzählige kleine, davor Opfergaben. Die Wände sind mit Malereien verziert. Auch, wenn sich einem der Sinn vieler Symbole nicht erschließt, spürt man das Besondere dieser Orte. Wir haben die Tempel Vat Inpeng, Vat Haisok und Vat Mixai besichtigt. Von dort aus liefen wir zum That Dam, der "Schwarzen Stupa", welche noch nicht restauriert und völlig zugewachsen ist. Da uns sowohl die heißen 30°C als auch unsere müden Füße plagten, nahmen wir uns für den Rückweg zum Hotel ein Tuk Tuk.

Nach einer kleinen Ruhepause wurden wir am Abend vom Hotel abgeholt und an die Mekongpromenade gebracht. Entlang der Promenade sind einige Hotels und Restaurants nach westlichem Vorbild entstanden und zwischen den Gebäuden liegt die "New World" - unzählige kleine Garküchen unter Lichterketten - ein beliebter Treffpunkt der jungen Leute von Vientiane. Dieses täglich stattfindende "Food Festival" ist noch weitgehend unentdeckt von Touristen. Wir waren im Restaurant Suntara mit herrlichem Blick auf das thailändische Ufer des Mekong. Nach und nach trafen meine Studienfreunde ein und mir liefen jedes Mal die Tränen bei der Begrüßung, denn ich hatte fast nicht mehr an ein Wiedersehen geglaubt. Es war ein sehr schöner Abend, wir unterhielten uns in einem Russisch-Englisch-Laotisch-Mix und verstanden uns trotzdem, haben viel gelacht.


03.11.2017

An diesem Tag haben wir zunächst die unmittelbare Umgebung des Hotels erkundet und ein bisschen das Alltagsleben beobachtet. Interessant war es zum Beispiel zu sehen, wie der Kabelsalat noch etwas verstärkt wird. Ein Mann lief mit einer dicken Kabelrolle über der Schulter vornweg und wickelte dabei stets etwas Kabel ab. Ein Zweiter lief hinterher und hob das Kabel mit einer Art langer Besen nach oben, wobei er es an jedem Mast einhängte. Wir aßen in einer kleinen Garküche einfachen gebratenen Reis, das einzige, was mein etwas gestresster Magen vertragen hat. Schnell hatten wir gelernt uns am frühen Nachmittag erst einmal aus der sengenden Hitze zurückzuziehen. Gut erholt machten wir uns dann auf den Weg zum That Luang Festival. Dieses fand schon die ganze Woche statt und heute war der letzte Tag. Gefühlt ganz Vientiane strömte dorthin und wir mittendrin. Die Straßen waren verstopft mit Pickups und Rollern, auf denen ganze Familien transportiert wurden. Auf dem gesamten Gelände rund um den That Luang fand eine Art Jahrmarkt statt. Endlose Gänge mit kleinen Garküchen, Dosenwerfen, kleinen Kinderkarussells, Marktschreiern, Pavillons mit Präsentationen der einzelnen Provinzen "umzingelten" den That Luang. In unmittelbarer Nähe des Monuments verkauften Nonnen Gegenstände, welche die Besucher für Opfergaben in den That mitnahmen. Wir selbst beschlossen, den That Luang später bei Tageslicht zu besichtigen. Schließlich waren wir doch von dem Lärm, dem unverständlichen Stimmengewirr, den vielen verschiedenen Geräuschen aus allen Richtungen müde und kehrten ins Hotel zurück.

04.11.2017

Am Vormittag wurden wir von Phoutone und seiner Frau im Hotel abgeholt. Wir hatten für die nächsten Tage kurzfristig ein Hotel dichter am Zentrum gebucht. Eine gute Entscheidung, denn so konnten wir das kleine Zentrum Vientianes gut zu Fuß erlaufen. Das Pacific Vientiane Hotel in der Chao Anou Road war gerade erst frisch renoviert und wir mit unserem Zimmer zufrieden. Unsere Begleiter fuhren mit uns nach dem Einchecken zunächst zum Vat Ho Phra Keo, welches uralte Buddhastatuen beherbergt. Direkt schräg gegenüber liegt das Vat Sisaket, das älteste erhaltene Kloster Vientianes. Dort werden mehr als 10.000 Buddhafiguren aufbewahrt, die meisten in einem Wandelgang in kleinen Nischen in der Wand.

Anschließend fuhren wir ca. 25 km über die Thadeua Road vorbei an kleineren Fabriken, Reisfeldern, ländlichen Wohngebieten und auch am größten Unternehmen des Landes - der Beer Lao Brauerei. Die Straße ist größtenteils asphaltiert, aber wir hoppelten auch über eine unbefestigte Piste mit großen Schlaglöchern im roten staubigen Boden. Das Autofahren in Laos ist recht abenteuerlich - man schnallt sich nicht an, telefoniert und fährt auch mit Promille. Für kleinere Strecken benötigt man viel Zeit, da man auf den schlechten Straßen nur langsam voran kommt. Nach gut einer Stunde erreichten wir unser Ziel - den Buddha-Park Xieng Khouan. In diesem Park gibt es eine Ansammlung bombastischer Betonfiguren aus dem Hinduismus und Buddhismus. Auf der Rückfahrt hielten wir am Restaurant La Scala, wo es ein leckeres italienisches Buffet gab. Das Restaurant gehört einer Verwandten einer Studienfreundin und deren italienischem Mann, von denen wir sehr herzlich empfangen wurden. Nachdem wir uns in unserem neuen Hotelzimmer eingerichtet und auch etwas ausgeruht hatten, wollten wir natürlich den Vorteil der Innenstadtlage testen und liefen noch einmal zum Mekong. Dort betrachteten wir den raschen Sonnenuntergang und liefen dann über den täglich stattfindenden Mekong-Nachtmarkt, auf dem neben Haushaltsprodukten und Bekleidung auch Handarbeiten und Schmuck angeboten werden. Er ist sowohl von Laoten als auch von Touristen gut besucht. Zum abendlichen Ritual gehörte für uns dann auch immer ein Besuch im Cafè Sinouk, direkt gegenüber des Nachtmarktes. Da saßen wir gern bei einem kühlen Getränk und beobachteten das bunte Treiben auf dem Nachtmarkt.

05.11.2017

Am Morgen ahnten wir noch nicht, welch straffer Tagesplan uns erwartete. Nach dem Frühstück wurden wir von Thongvanh abgeholt. Er fuhr mit uns zum Vat Simuang. Dort kaufte er eine typische Opfergabe, ein Gesteck aus Bananenblättern und orangen Blüten, verziert mit kleinen Kerzen. Vor einer Buddhafigur im Inneren des Vats knieten wir nieder und Thongvanh stellte dort das Gesteck mit einem Gebet für uns ab. Im Nachbarraum knieten wir vor einem Mönch nieder, der uns mit Segenswünschen geflochtene Schnüre ans Handgelenk band - dies ist bei den meisten laotischen Zeremonien üblich. Anschließend schauten wir uns noch weiter auf dem Gelände des Klosters um und mich faszinierten vor allem die vielen kleinen Details an Wänden und Figuren. Weiter ging es zum Patuxay, welches wir bei unserem ersten Spaziergang durch Vientiane schon gesehen hatten. Was wir da noch nicht wussten - man kann das 1958 errichtete Siegestor über 7 Etagen besteigen. Wir schafften es nur bis zur 6. Etage und waren schon schweißgebadet. Der herrliche Ausblick über die Stadt entschädigte uns dann aber für die Mühen des Aufstieges.

Nach einem sehr guten Mittagessen mit asiatischem Buffet im Restaurant des Flughafens Wattay brachte uns Thongvanh in das Adina Spa, eine kleine, sehr schön angelegte Wohlfühloase. Dieses gehört Panee, einer Studienfreundin. Während die Männer sich bei einem (oder mehreren) kühlen Beer Lao unterhielten, bekam ich eine zweistündige Ganzkörpermassage. Echt erstaunlich, welche Kräfte in einer kleinen zierlichen Laotin stecken. Wenn es auch teilweise schmerzhaft war, so tat die Prozedur doch unheimlich gut. Angenehm entspannt gesellte ich mich wieder zu den anderen. Inzwischen war auch Bounthiang eingetroffen und entführte uns zu sich nach Hause, ein tolles Haus mit sehr vielen Holzelementen und einem riesigen Garten drumherum, in dem er z.B. seine eigenen kleinen, aber total schmackhaften Bananen anbaut. Mir ist allerdings schon klar, dass der "Durchschnittslaote" nicht so komfortabel wohnt, wie meine Studienfreunde, die alle gute Posten in der laotischen Gesellschaft haben.

06.11.2017

An diesem Tag wurde ich von einem "Alles Gute zum Geburtstag" geweckt. Nach dem straffen Programm des Vortages beschlossen wir einen ganz relaxten Tag einzulegen. Am späten Vormittag brunchten wir im Le Banneton in der Nokeokoumanne Road. Dort gibt es eine tolle Auswahl an belegten Broten, Baguettes und Paninis. Nach einem gemächlichen Bummel durch kleine Nebenstraßen genehmigten wir uns noch einen Iced Coffee und flüchteten dann ins Hotel, denn die schwülwarme Hitze war einfach zu viel für uns. Am Nachmittag wagte ich mich noch einmal allein hinaus, kämpfte mich durch das Verkehrschaos und wollte eigentlich etwas Shopping betreiben. Aber der Besuch eines Supermarktes war dann schon genug - ich stellte fest, dass sich das Angebot nicht so sehr von dem zu Hause unterscheidet und dass man auch hier gern frühzeitig die Weihnachtsdeko hervorzaubert. Später gab es Geburtstagsessen im PDR - Pizza Da Roby. Dort gab es eine der besten Pizzen, die ich je gegessen habe. Wieder im Hotel angekommen, hieß es Rucksack packen, denn am nächsten Tag wollten wir Vientiane verlassen. Es war ja meine erste Reise als Backpackerin und im ersten Hotel hatte ich viel zu viel ausgepackt. Inzwischen hatte ich gelernt aus dem Rucksack zu leben - drei Wäschebeutel guckten nur so weit aus dem Rucksack heraus, dass man etwas entnehmen konnte. Diese brauchte ich dann nur noch in den Rucksack zu versenken und oben noch den Beutel mit der Dreckwäsche reinstopfen. Diese wollten wir in Luang Prabang waschen lassen, denn wir hatten nur für eine gute Woche Kleidung dabei.

07.11.2017

Um 8 Uhr klingelte der Wecker. Wir frühstückten den Rest von Bounthiangs Bananen, packten die Rucksäcke fertig und wurden um 10 Uhr von Phoutone abgeholt und zum Flughafen gebracht. Mit einer kleinen Maschine der Lao Airlines flogen wir eine knappe Stunde nach Luang Prabang. Schon da konnte ich sehen, wie sich die Landschaft veränderte - vom flachen Umland Vientianes in Bergmassive mit Tropenwald. Und mittendrin liegt Luang Prabang, die alte Königsstadt, heute UNESCO-Weltkulturerbe. Ein Minibus brachte uns für 50.000 Kip vom Flughafen in unser Hotel Luangprabang River Lodge 1, direkt am Ufer des Mekong. Die netten Inhaber begrüßten uns mit Fruchtshake und Obstteller auf dem Zimmer. Wir drehten eine kleine Runde ums Hotel und beobachteten die Boote auf dem Mekong. Der Mekong sieht hier ganz anders aus als in Vientiane. Fließt er dort er seicht zwischen den bebauten Ufern, so scheinen die gelb-braunen Wassermassen hier viel kraftvoller zu fließen. Nach Einbruch der Dunkelheit bummelten wir über den Nachtmarkt, der sich vom Nachtmarkt in Vientiane unterscheidet. Während dort auch viele Einheimische alltägliche Dinge kaufen, ist das Angebot auf dem Nachtmarkt mehr auf die vielen Touristen eingestellt, die Luang Prabang während Rundreisen durch Südostasien besuchen. Es gibt typische Stoffe und Kleidung, Taschen, Bilder, Schmuck, Tee und Kaffee, Schnitzereien und vieles mehr, was als Souvenir gekauft wird. Schließlich liefen wir wieder zurück ans Mekongufer, wo wir in einem der vielen Terrassenrestaurants etwas aßen und die wohltuende Stille am Mekong genossen. Denn auch, wenn Luang Prabang von vielen Touristen angesteuert wird, ist es viel ruhiger und das Leben dort noch gemächlicher als in Vientiane. An diesem Abend habe ich zum ersten Mal frittierte Mekongalgen mit Sesam gegessen und für gut befunden.

08.11.2017

Der Tag begann ganz in Ruhe mit einem Frühstück auf der Hotelterrasse, von der aus man das geschäftige Treiben auf der Kreuzung davor beobachten konnte - Roller, Tuk-Tuk, mobile Gemüsehändler und ab und an auch ein paar Touristen zu Fuß oder mit dem Rad. Da unsere Wäschevorräte zur Neige gingen, gaben wir unsere Dreckwäsche zum Waschen, für 10.000 Kip/Kg. Am nächsten Tag hatten wir die saubere Wäsche zurück. Gut ausgeruht begannen wir Luang Prabang genauer zu erkunden. Entlang der Sisavangvong Road schauten wir uns mehrere kleinere, aber trotzdem sehr schöne Vats an, deren Namen ich mir aber nicht gemerkt habe. Von 65 Klöstern im 18. Jahrhundert sind heute noch ca. die Hälfte aktiv und es gibt noch ungefähr 1500 Mönche. Am Ende der Straße befindet der älteste Tempel der Stadt Vat Xieng Thong. Der Tempel liegt am Ende der Halbinsel, kurz vor dem Zusammenfluss von Nam Khan und Mekong. Dort, am Viewpoint, liegt ein kleiner Park mit Treppen hinunter zum sandigen Mekongufer. Man sieht deutlich die Grenze des klareren Nam Khan zum gelb-braunen Mekong. Auf dem Fluss liegen die typischen schmalen Langboote der Fischer, die geduldig an einem Ende hockend auf einen Fang warten, und am gegenüberliegenden Ufer beobachteten wir spielende Schulkinder. Eine Bambusbrücke endet mitten im Fluss. Dort am Viewpoint machten wir dann Mittagspause. Ich wählte das Nationalgericht Lab (Laap) - einen Salat aus kleingehacktem Fleisch oder Fisch (ich wählte die Variante gai = Huhn) mit geröstetem, gemahlenem Reis, Zitronengras, Lauch, Koriander und Minze. Das ist richtig lecker, auch wenn ich es an diesem Tag nicht stilgerecht mit Klebreis gegessen habe. Gut gestärkt liefen wir entlang der Uferpromenade an der Mahin Ounkham Road zurück zum Hotel. Auf der linken Straßenseite reihen sich Häuser aus der Kolonialzeit aneinander, in denen sich Hotels, Restaurants und kleine Geschäfte befinden. Auf der Mekongseite findet man Reste einer Mauer entlang der Promenade, teilweise verziert mit Figuren, unterbrochen von Treppen hinunter zum Mekong und Terrassenrestaurants mit herrlichem Blick auf den Mekong und die Berge. Nach einer Ruhepause im Hotel streiften wir wieder durch das belebte Zentrum der Halbinsel, beobachteten vom Café Indigo aus die Touristenströme rund um den Nachtmarkt und saßen später in einem der vielen Restaurants am Mekong. Die Stille dort wird nur manchmal unterbrochen von vorbeifahrenden hell beleuchteten Touristenschiffen. Zu laotischer Musik tanzend sieht man dort auf dem Deck auch Laotinnen, die vor den Touristen auftreten. Kaum sind sie vorbeigefahren, herrscht wieder eine wohltuende Ruhe.

09.11.2017

Von diesem Tag gibt es nicht allzu viel zu berichten. Kreislaufprobleme und Durchfall setzen mich bis Mittag außer Gefecht. Dann berappelte ich mich aber etwas und wir liefen zum ehemaligen Königspalast. Hier sind die Nachlässe der letzten laotischen Königsfamilie (König Savang Vatthana) zu sehen. Der Palast liegt in einem kleinen Park. Zwischen den exotischen Blüten schwirren unzählige große Schmetterlinge, die ich leider nie passend vor die Linse bekam. In einem Nebengelass ist der Königliche Fuhrpark ausgestellt. Im eigentlichen Palast sind neben Alltagsgegenständen und Möbeln der Königsfamilie auch Gewänder, Waffen, Buddhafiguren aus Kristall und Gold und Schmuck ausgestellt. Der gesamte Palast wird streng bewacht und fotografieren ist verboten. Nach der Besichtigung ging es mir wieder richtig schlecht und wir ruhten noch einmal im Hotel aus, bevor es - zumindest für mich - ein karges Abendsessen am Mekong gab.

10.11.2017

Am Morgen ging es mir bedeutend besser als am Vortag. Nach dem Frühstück wurden wir von einem Minibus abgeholt. Wir hatten überlegt, ob wir uns mit vielen anderen in einem Minibus oder Tuk Tuk ins Umland von Luang Prabang bringen lassen, entschieden uns aber dagegen, da man dann immer an die Pläne und Wünsche der ganzen Gruppe gebunden ist. Und so haben wir uns den Luxus eines Minibusses nur für uns geleistet, was uns 50 $ kostete. Der Fahrer brachte uns über holprige Straßen vorbei an Dörfern und abgeernteten Reisfeldern in einer ca. 1stündigen Fahrt für ca. 30km zum bekanntesten Wasserfall in der Umgebung von Luang Prabang - dem Tad Kuang Si. Man nähert sich dem Wasserfall durch den Tropenwald und läuft dabei auch vorbei an den Gehegen des Bear Rescue Center, einer Auffangstation für Asiatische Schwarzbären. Schließlich gelangt man an die ersten Becken, in denen das Wasser türkis schimmert. In einigen darf man auch baden. Vorbei an mehreren Becken gelangt man zu einer Holzbrücke direkt gegenüber des eigentlichen Wasserfalls, der ungefähr 30m in die Tiefe stürzt. Den Aufstieg über die steilen Seitenwege ließen wir angesichts der schon wieder sehr hohenTemperaturen weg. Zum Ausgang gingen wir über einen nicht so überlaufenen Nebenweg, auf dem wir herrliche Pflanzen entdeckten, die wir aus dem heimischen Blumentopf kennen, welche aber dort eine stattliche Größe haben. Und wieder entwischten mir die großen, farbenfrohen Schmetterlinge immer dann, wenn ich sie knipsen wollte.

Später, wieder zurück in Luang Prabang, sahen wir uns den Vat Phone Sai, direkt neben unserem Hotel, an. Die Trommeln des Klosters hörten wir immer gegen 4 Uhr morgens, wenn für die Mönche der Tag begann. Das ist ein kleinerer Tempel, der von Touristen eher unbeachtet bleibt. Den späten Nachmittag verbrachten wir auf der Dachterrasse des Café Indigo. Von dort aus hatte man das Treiben auf der Sisavangvong Road gut im Auge - ein Gewimmel aus Touristen und Einheimischen, Rollern mit ganzen Familien und Pickups, auf deren Ladeflächen viele Personen saßen. Nach und nach wurde der Verkehr von den Markttreibenden unterbrochen. Aus den Nebengassen strömten sie mit ihren mobilen Ständen, die sie ruckzuck aufgebaut haben und anschließend mit den Waren bestücken. Von oben sieht man dann ein buntes Mosaik aus roten und blauen Stoffdächern der Stände. Wir ließen den Nachtmarkt aber heute unbeachtet und schauten uns lieber am Mekongufer den Sonnenuntergang an. Heute blieben wir nicht auf der Halbinsel, sondern liefen ein Stück weiter hinein nach Luang Prabang. Wir hatten mal Appetit auf europäisches Essen und wurden in der L'isola dei Nuraghi nicht enttäuscht.

11.11.2017

An diesem Tag standen wir schon früher auf, da wir uns um 6 Uhr den täglichen Almosengang der Mönche ansehen wollten. Die Mönche in ihren orangen Gewändern laufen mit umgehängten Gefäßen in einer langen Reihe schweigend die Straßen entlang, wo die Gläubigen schon warten. Diese füllen Reis und Früchte in die Gefäße der Mönche. Bei manchen "brummten" die Mönche dann eine Mischung aus Gesang und Gebet. Diese Almosengänge der Mönche sind ein uraltes Ritual in Laos. Als Tourist soll man sich etwas abseits halten, als nicht Buddhist keine Almosen geben und vor allem nicht fotografieren. Aber leider halten sich nicht alle daran und so ist es beschämend zu sehen, wie Touristen mit riesigen Kameras unmittelbar neben den Mönchen laufen um sie wie Tiere zu fotografieren. Da wir schon in der Sisavangvong Road waren, liefen wir noch ein Stück weiter, wo gegenüber des Palastmuseums der Aufstieg zum Phou Si, dem Hausberg von Luang Prabang beginnt. Die meisten Touristen steigen zum Sonnenuntergang hinauf, wir hatten beschlossen, die noch etwas kühlere Morgenstunde zu nutzen um die 329 Stufen zu erklimmen. Kühl war dabei doch recht relativ, denn oben angekommen, waren wir schweißgebadet. Zunächst waren nur wenige Menschen auf der Aussichtsterrasse am That Chomsi. Wir genossen die Ruhe und den Ausblick auf das erwachende Luang Prabang, das noch im morgendlichen Dunst lag. Später kamen Truppen von chinesischen oder koreanischen Touristen, die lärmend Selfies machten und wir waren froh, den Aufstieg rechtzeitig begonnen zu haben. Auf dem Rückweg zum Hotel liefen wir über den Thalat Tha Heua, den Morgenmarkt. Es war faszinierend, das bunte und exotische Angebot von Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch zu sehen. Und für uns ist erstaunlich, dass scheinbar niemand erkrankt, obwohl Fleisch und Fisch bei diesen Temperaturen offen auf den Ständen liegen. Nach diesem ausgefüllten Morgenprogramm hatten wir uns ein ausgiebiges Frühstück redlich verdient. Am Vormittag spazierten wir am Mekongufer entlang und beobachteten unter anderem die Autofähren. Die 3 wackeligen Fähren sehen nicht wirklich vertrauenserweckend aus und doch transportieren sie ununterbrochen je 4 Autos und unzählige Roller ans andere Mekongufer. Am Mittag gab es ein sehr schönes Wiedersehen mit einem Studienfreund und seiner Familie, das bis in den Abend dauerte.

12.11.2017

Heute verließen wir die Halbinsel und bummelten auf dem "Festland" vorbei an kleinen Märkten und Vats bis wir schließlich am Ufer des Nam Khan ankamen. Der Ausblick auf den Fluss und die hohen Berge rund um Luang Prabang ist toll. Auch hier gibt es Reste einer alten Promenadenmauer, aber leider ist alles recht verfallen oder von Eigenbauten aus modernerer Zeit unterbrochen. Am Zusammenfluss von Nam Khan und Mekong staunten wir, denn die Bambusbrücke, von der Tage zuvor nur ein Stück gestanden hatte, war fast fertig gebaut. Sie erscheint in den Reiseführern als saisonale Brücke, die man gegen Gebühr benutzen kann. 2 kleinere Vats, die wir noch nicht gesehen hatten, entdeckten wir auf diesem Bummel auch noch. Wir haben unzählige Tempel gesehen und jeder war auf seine Art schön und besonders. Als Atheistin bestaunte ich diese Bauwerke, genau wie Kirchen in Europa, vor allem wegen ihrer Schönheit, den vielen kleinen Details und der Ästhetik. Direkt gegenüber eines Tempels kehrten wir in das kleine Restaurant Café Toui ein und ließen uns ein laotisches Familienmenü, welches aus mehreren landestypischen Gerichten bestand, schmecken. Am Nachmittag liefen wir mal Richtung Westen am Mekong entlang, stellten aber fest, dass diese Gegend etwas weniger schön war als der Rest der Halbinsel. Nach mehreren vergeblichen Versuchen Geld abzuheben gelang uns das dann auch an einem Automaten - danach bekamen wir aber unsere Bauchtaschen kaum noch zu, denn wir haben beide je 1 Million Kip in 20 Kip-Scheinen ausgezahlt bekommen. Unseren letzten Abend in Luang Prabang verbrachten wir zuerst im Café Indigo und dann schlenderten wir über den Nachtmarkt, konnten uns aber irgendwie nicht zum Kauf von Souvenirs entschließen. Und schließlich saßen wir noch einmal am Mekong und ich versuchte die ganz besondere Atmosphäre in mich aufzusaugen, was mir scheinbar auch gelungen ist, denn inzwischen habe ich mich schon unzählige Male an hektischen Tagen an diese entspannten Abende in Luang Prabang zurückerinnert.

13.11.2017

An diesem Tag gehörten wir auf der Frühstücksterrasse des Hotels zu den ersten Gästen. Unsere Rucksäcke waren reisefertig und wir warteten auf das Tuk Tuk, welches uns zum Minibus bringen sollte. Anfangs waren wir zu fünft auf dem Gefährt und bei einer Fahrt durch Gassen und entlegene Straßen waren wir am Ende 12 Personen, die wie bewegungslos eingeklemmt rund um einen Stapel aus unseren Rucksäcken saßen. Irgendwo in einer abgelegenen Siedlung stiegen wir schließlich in einen Minibus um, in dem wir ähnlich beengt saßen. In solchen Momenten muss man sich einfach in laotischer Gelassenheit üben, man kann eh nichts daran ändern. Bo pen njang! So traten wir die etwa 6-stündige Fahrt über ca. 250km von Luang Prabang nach Vang Vieng an. Eine abenteuerliche Fahrt! Die Nationalstraße 13 schlängelt sich über mehrere Pässe an knapp 2000m hohen bewaldeten Bergmassiven vorbei. Die Straße ist teilweise sehr holprig, die Ränder an manchen Stellen abgerutscht und sie führt über enge Serpentinen bergauf und bergab. Kleinere Ortschaften lagen an der Strecke, in denen man auch noch die typischen Pfahlbauten sehen konnte, auch wenn inzwischen nebenan auch Steinhäuser gebaut werden. In einem Ort war gerade die Schule aus und hunderte Schulkinder fuhren in Schuluniformen auf Fahrrädern und Rollern nach Hause, wegen der Hitze alle einhändig und mit einem Sonnenschirm in der anderen Hand. Gut durchgeschüttelt kamen wir am frühen Nachmittag in Vang Vieng an. Wir übernachteten im Laos Haven Hotel, wo wir für 2 Nächte im Doppelzimmer 45 $ bezahlten. Von der Fahrt waren wir doch ganz schön platt und ruhten uns erstmal aus, bis die knurrenden Mägen uns zu einem Stadtbummel veranlassten. Der Reiseführer pries das Viman Vang Vieng an und so beschlossen wir, dort ein frühes Abendbrot einzunehmen. Von außen erinnerte es eher an eine Garage und die Einrichtung war spartanisch und wir die einzigen Gäste. Dann wurden wir aber herzlich und in guten Deutsch vom Inhaber begrüßt und wir wählten Schnitzel und Bratkartoffeln. Ich bin eigentlich gar nicht so der Schnitzelfan, aber dieses Schnitzel war das beste, das ich je gegessen hatte - innen zart und saftig und außen mit einer knusprigen Panade. Da wir nicht zur typischen Abendbrotzeit im Restaurant waren, hatte der Wirt Zeit sich mit uns zu unterhalten. Es ist ein Thailänder, der 30 Jahre in Freiburg lebte und nun seit 4 Jahren das Restaurant in Laos betreibt. Es war ein sehr unterhaltsames Gespräch und am Ende buchte uns Viman noch den Bus nach Vientiane. Am Ende des Tages bummelten wir kurz durch die Hauptstraße von Vang Vieng bevor wir hundemüde ins Bett fielen.

14.11.2017

Ich wollte es bei unserer Reiseplanung erst nicht glauben, als mein Sohn meinte, ein Tag reicht für uns in Vang Vieng, da wir nicht die typischen Outdoor-Touristen mit Interesse an Klettern, Kanufahrten, Tubing u.ä. sind. Aber ich musste ihm dann recht geben. Vang Vieng ist eine recht farblose Stadt in einer tollen Landschaft. Früher Partystadt, bietet sie jetzt überwiegend Outdooraktivitäten in den Karstbergen und auf dem Nam Xong an. Sie besteht aus einer Haupt- und mehreren namenlosen Querstraßen. Ein wirkliches Zentrum oder irgendwelche Sehenswürdigkeiten wie Tempel oder Museen gibt es nicht. Und an jeder Ecke werden neue Hotels gebaut, wodurch es in der Stadt irgendwie ungemütlich ist. Aber die Landschaft mit den hohen Karstbergen, welche das Tal umringen, ist wirklich herrlich. Wir bummelten ein bißchen am Flussufer und in der Stadt und machten immer mal Pause bei einem kühlen Getränk. An diesem Tag brannte die Sonne erbarmungslos und man musste sich immer wieder in den Schatten zurückziehen. Abends saßen wir in einem Restaurant mit Terrasse und Flussblick. Unten am Fluss zogen Wasserbüffel entlang und hinter den Bergen ging die Sonne unter. So ließ es sich dann aushalten.

15.11.2017

In 200m Entfernung vom Hotel befand sich das Busunternehmen, an dem wir uns 15min vor Abfahrt einfinden sollten. Es kam ein klimatisierter Bus mit verstellbaren Sitzen und genug Beinfreiheit - wahrer Luxus nach der Fahrt im Minibus. Gegen 10 Uhr verließen wir Vang Vieng in Richtung Vientiane. Die Fahrt verlief zunächst auch noch durch eine recht bergige Gegend, aber sie führte dann auch vorbei an Reisfeldern, auf denen jetzt zu Beginn der Trockenzeit die Ernte fast beendet war,  und durch Dörfer und kleinere Städte. Die Ortschaften ziehen sich meist entlang der Hauptstraße. Überall wird gebaut und an anderen Stellen verfallen verlassene Gebäude. Fast in jedem Haus entlang der Straße befindet sich entweder ein Restaurant oder Laden in Räumen, die an Garagen erinnern. Der eine bietet Kleidung an, der nächste Lebensmittel, ein anderer Elektrogeräte und wieder ein anderer Waschbecken und Kloschüsseln. Menschen sitzen am Straßenrand im Schatten, ins Gespräch vertieft oder dösend. Laoten machen gerne Pausen, scheint es... In den ländlichen Gegenden sieht man auf den Straßen oft seltsame längliche Gefährte. Der Fahrer sitzt zwischen der Ladefläche und einem langgezogenen spitzzulaufendem Gestell, auf dem vorn eine Art Rasenmähermotor sitzt. Diese Tok Toks werden überwiegend von Bauern benutzt. Je mehr wir uns Vientiane näherten, desto mehr änderte sich das Straßenbild. Zwischen den kleinen Wohnhäusern und Geschäften tauchten immer mehr neue Märkte, Geschäfte, Banken, Hotels und Autohäuser auf. Schließlich kamen wir nach ca. 150km gegen 13 Uhr in Vientiane in der Nähe des Mekongs an. Ortskundig schlugen wir die Angebote zahlreicher Tuk-Tuk-Fahrer aus und liefen die wenigen Querstraßen zum Vientiane Pacific Hotel, wo wir das uns schon bekannte Zimmer 405 bezogen. Wir ruhten uns ausgiebig aus, denn die Fahrt und die große Hitze hatten uns geschafft. Als es dämmerte und damit auch etwas kühler wurde, bummelten wir zum Mekong und über den Nachtmarkt und ließen es uns dann bei kalten Getränken im Café Sinouk gut gehen.

16.11.2017

Heute legten wir einen Ruhetag ein, denn die Fahrten der letzten Tage waren doch recht anstrengend. Wir bummelten ohne Ziel durchs Zentrum und am Mekong entlang und ruhten uns aus. Am Abend gab es in einer kleinen unscheinbaren Seitenstraße eines der besten laotischen Essen unserer Reise.


17.11.2017

In den folgenden Tagen wurden wir wieder ein bißchen von meinen Studienfreunden betreut. Am frühen Vormittag sahen wir uns den Anouvong-Park zwischen Mekongufer und Präsidentenpalast an und entdeckten in der Nähe Vat Xieng Nyeun, den wir uns natürlich auch genauer ansahen. Gegen Mittag holte uns Thongvanh im Hotel ab und fuhr mit uns quer durch die Stadt zum Kaysone-Phomvihane-Museum, in dem er arbeitet. Kaysone Phomvihane führte Laos in die Unabhängigkeit und zählt zu den Gründern der Laotischen Volksdemokratischen Republik im Jahr 1975. Ihm ist in dem gigantischen Bau eine Ausstellung gewidmet, an der man gleichzeitig auch die Geschichte von Laos nachvollziehen kann. Nach dem Museumsbesuch fuhren wir wieder zurück Richtung Stadt zum That Luang, dem Wahrzeichen von Laos. Endlich stand ich direkt davor und da war es auch egal, dass die Sonne bei 36°C unheimlich brannte. Rund um den That gibt es schon unzählige goldene Buddhafiguren und kleinererTempel und Stupas zu sehen. Man betritt die Anlage durch einen Wandelgang und steht dann vor dem eigentlichen That. Er wurde in den vergangenen Jahren neu vergoldet, das Geld dafür spendeten Vientianes Buddhisten. Wir umrundeten den That und aus jeder Perspektive sah er anders beeindruckend aus, was mich zu unzähligen Fotos verleitete. Da wir völlig platt von der Hitze waren, gab es zur Abkühlung in einem Restaurant Beer Lao für die Männer und leckeren Ananasshake für mich. Nach einer kurzen Ruhepause im Hotel wurden wir von Panees Kindern, welche mein Sohn schon von seinen früheren Reisen kannte, abgeholt. Wir fuhren zur New World am Mekong. In Deutschland würde man neuerdings sagen Food Festival. An unzähligen Ständen wird gebrutzelt, gekocht und gebraten, alles ist mit kleinen Lämpchen beleuchtet. Wir haben es so verstanden, dass in den Gebäuden ringsum ein Einkaufscenter entstehen sollte, sich aber keine Mieter fanden. Und so eröffneten dann junge Leute in den Rohbauten nach und nach kleine Restaurants und Cafès, in denen sich Vientianes Jugend trifft. Wir waren erst in einem Restaurant in dem direkt am Tisch gekocht wurde, was in Laos sehr beliebt ist. In einer Art Wok köchelt ein Sud und man legt Fleisch, Fisch und Gemüse in diese Schale, taucht es dann in Würzpaste und lässt es sich schmecken. Und in einem kleinen Café gab es später ungewöhnlich zubereitetes Eis. Die Zutaten werden erst nach Bestellung gemischt und dann auf eine scheinbar eiskalte Metallplatte gegossen. Die dünne Schicht, die sich bildet, wird immer und immer wieder abgekratzt und schließlich kommt die ganze Masse, die sich gebildet hat, in ein Schälchen und wird serviert.

18.11.2017

Per WhatsApp hatten wir nur die Information, dass wir um 9 Uhr am Hotel abgeholt werden und ins Grüne fahren. Wir stiegen zu Panee und einem Teil ihrer Familie ins Auto, sammelten auch noch Thongvanh ein und fuhren fast 2h durch Dörfer und Felder ca. 90km Richtung Norden. Die Landschaft wurde bergiger und als wir von einem Berg wieder hinunter fuhren, lag plötzlich ein riesiger See inmitten der Berge vor uns - der Nam Ngum Stausee. Es war einfach ein phantastischer Anblick. Bis wir auf den See kamen, dauerte es eine Weile. Zunächst wurde in einer Art Warteraum, in dem auch viele andere Gruppen warteten, Essen geordert. Dann ging es schon näher ans Wasser auf einen überdachten Bootssteg, wo quirlige Angestellte das bestellte Essen zusammentrugen. Schließlich legte "unser" Boot an, wurde gereinigt und mit unserem Proviant beladen und dann legten wir ab. Langsam tuckerten wir über den See, ließen uns das Essen schmecken und liefen immer wieder begeistert an die Reling um die Landschaft zu genießen -das blau schimmernde Wasser in dem sich die weißen Wolkentürme spiegelten, die Bergmassive ringsum, die kleinen Inseln überall auf dem See . Auf einer der winzigen Inseln legten wir an. Dort konnte man Souvenirs kaufen, überwiegend Korbwaren. Auf der Rückfahrt zur Anlegestelle stand ich oft einfach nur still an Deck und genoss den Anblick und die Ruhe, es hatte etwas total beruhigendes. Ohne unsere Freunde hätten wir dieses herrliche Stück Erde nie kennen gelernt. Die Rückfahrt zog sich noch etwas länger hin als die Hinfahrt, denn wir fuhren ein Stück staubige Piste, über und über mit Schlaglöchern bedeckt, die unser Fahrer möglichst vorsichtig umfuhr. Trotzdem wurden wir kräftig durchgeschüttelt und manchmal sah man durch den rötlichen Staub die Straße kaum noch. Wie immer wurde es sehr schnell dunkel, was die Fahrt für mich angesichts der laotischen Fahrweise noch abenteuerlicher werden ließ. Nach einem Abendessen in einem malaiischen Restaurant wurden wir müde, aber voller toller Eindrücke wieder am Hotel abgesetzt.

19.11.2017

Ein Tag voller Emotionen, der aber zunächst mit einem Frühstück über den Dächern Vientianes begann, auf der Dachterrasse des Hotels Capitol Residence. Ich staunte, welche kulinarischen Highlights mir mein Sohn dank Google und Reiseführer immer wieder präsentierte. Gegen 11 Uhr wurden wir von Panee und ihrem Mann abgeholt und zum Hause von Phouvong und seiner Frau Niane (beides auch Studienfreunde) in ihrem Haus direkt gegenüber der Parteischule in Tha Ngone gebracht. Dort waren schon eine lange Tafel und eine Art Schrein mit einem großen Gesteck aus Bananenblättern und orangen Blüten und geflochtenen Schnüren aufgebaut, ringsherum standen Früchte und andere Lebensmittel als Opfergaben. Zunächst begrüßte ich Studienfreunde, die ich beim ersten Treffen noch nicht wieder gesehen hatte, und dann mussten wir uns an den Schrein setzen. Es begann eine Basi-Zeremonie. Diese Zeremonie wird in Laos zu den verschiedensten Anlässen, wie Geburt, Hochzeit, Anreise, Abreise und zu Festen durchgeführt. Ein älterer Mann sprach in melodischen Strophen offensichtlich eine Segnung und dann nahmen alle von dem Gesteck die geflochtenen Schnüre und banden sie uns mit guten Wünschen ums Handgelenk. Wir haben nicht verstanden, was genau gesprochen wurde, aber es ging einem trotzdem sehr nah und ich musste schon mit den Tränen kämpfen, die dann bei meiner anschließenden kleinen Dankesrede flossen. Es folgten Stunden in denen gegessen und getrunken, zu russischen Liedern aus unserer Studienzeit getanzt wurde, Karaoke gesungen und viel gelacht wurde. Am Ende hieß es von den meisten schon Abschied nehmen und davon war ich auch wieder zu Tränen gerührt. Bilder gibt es von dieser Feier unzählige, aber hier auf der Homepage vermeide ich das veröffentlichen von Fotos mit Personen. Es war ein Tag, der mir wie ein Traum vorkam und den ich nie vergessen werde.

20.11.2017

Unser letzter voller Tag in Laos begann. Nach dem aufregenden Vortag gingen wir diesen Tag ganz langsam an. In einem Café mit französischem Touch gab es Panini zum Frühstück, na eigentlich war es schon fast Brunch. Anschließend begann unsere erste und einzige Shoppingtour - wir wollten Mitbringsel für unsere Familie kaufen. Nachdem wir uns auf den Nachtmärkten nicht für die typischen Souvenirs entscheiden konnten, entschieden wir uns für Fairtrade-Bio-Produkte. Wir kauften einheimischen Kaffee, Tee, Marmelade, Honig. Am Nachmittag bummelten wir nochmals durchs Zentrum, in dem wir uns schon richtig heimisch fühlten. Abends waren wir noch einmal von Phouvong und Niane in ein Restaurant eingeladen, in dem wieder direkt am Tisch gekocht wurde. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, liefen wir ein letztes Mal über den Nachtmarkt am Mekong und natürlich durfte auch die entspannte "Abendschau" im Café Sinouk nicht fehlen.

21.11.2017

An diesem Tag checkten wir um 12 Uhr aus dem Hotel aus, durften aber unser Gepäck noch dort lassen. Sechs Stunden hatten wir noch Zeit um uns von Vientiane zu verabschieden. Stadtbummel bei Hitze mit mehr als 30°C. Der sah dann so aus, dass wir ein Stück spazierten und dann wieder irgendwo saßen und etwas Kühles tranken. Wir kamen am Präsidentenpalast vorbei, am Mahosot Krankenhaus, liefen irgendwelche kleine Nebenstraßen entlang. Schließlich waren wir noch im weihnachtlich geschmückten Vientiane Center, einem klimatisierten Einkaufscenter. Dort hielten wir uns eine ganze Weile auf, bevor wir uns auf den Rückweg zum Hotel machten.


Dort holten uns Panee und ihr Mann ab zum letzten gemeinsamen Abendessen, bevor sie uns zum Flughafen Wattay brachten. Wir gaben unser Gepäck ab, welches Expressaufkleber bekam, da wir in Bangkok nur eine Stunde zum umsteigen hatten. Und dann mussten wir Abschied nehmen von guten Freunden, die uns so herzlich aufgenommen hatten, uns stets hilfreich zur Seite standen und uns viele Orte anders gezeigt haben, als wir sie als "normale" Touristen gesehen hätten. Um 21 Uhr startete unsere Thai Airways-Maschine nach Bangkok. Bei der Landung drängelten wir uns in Windeseile zum Ausgang und saßen im zweiten Bus, der quer übers Rollfeld zum Flughafen fuhr. Dort stand schon eine junge Flughafenangestelle mit einem Schild für den Flieger nach Frankfurt, die uns auf den Boarding Pass die Nummer unseres Gates schrieb. Wir rannten über den Rollsteig und kamen zur Sicherheitskontrolle, an der eine riesige Schlange stand. Mein Sohn machte klar, wie eilig wir es hatten und wir konnten gleich in die Sicherheitskontrolle und rannten weiter über die Rollsteige zu unserem Gate. In letzter Minute erreichten wir unseren Flieger und sind zur Erkenntnis gelangt, dass eine Stunde fürs Umsteigen in Bangkok definitiv zu wenig ist. Der Flug mit dem A380 startete pünktlich um 22.55 Uhr und am 22.11.2017 landeten wir 20 vor sechs gut in Frankfurt.

Eine wunderbare Reise war zu Ende. In meinem Sohn hatte ich einen super Reiseleiter, der immer die Ruhe bewahrte und mir wunderschöne Orte zeigte. Seine Aussage, "er hätte es sich schlimmer mit mir vorgestellt" klingt ein bißchen wie ein Lob in meinen Ohren, dass ich mich zum ersten Mal so weit in der Ferne und dazu als Backpackerin gar nicht so schlecht angestellt habe. Und dankbar denke ich auch an meine Studienfreunde, die immer für uns da waren und uns so warmherzig empfangen haben. Das Wiedersehen mit ihnen war ein wunderbares Erlebnis.

Und ich denke, es wird nicht das letzte gewesen sein.

 

TUE ETWAS, WOVON DU DEIN LEBEN LANG GETRÄUMT HAST UND DU WIRST ETWAS ERLEBEN, WOVON DU DIR NICHTS HAST TRÄUMEN LASSEN.